Wahre Berufung

Das Leben hat mir die letzten Monate gezeigt was wahre Berufung leben ist. Angefangen hat das ganze als ich den Mann meiner verstorbenen Freundin besucht habe um ein paar hinterlassene Dinge abzuholen. So sass ich da in seiner Wohnung und wir haben geredet, nicht geredet, uns einfach angelächelt. Danach schrieb er mir eine Mail, dass ihm meine ruhige Art sehr gefallen hat, ob ich wieder einmal kommen möchte. Das hat mich tief berührt vor allem weil ich starke Selbstzweifel hatte. Ich hab nicht viel gesagt, ich hätte doch dies und jenes sagen müssen, war es peinlich zu schweigen oder war es doch schön? Danach wusste ich, es geht nicht darum etwas zu sagen oder nicht zu sagen, sondern einfach da zu sein, ich, in meiner Energie.

 

Seit kurzem habe ich einen neuen Nebenjob begonnen, ich helfe im Quartier betagten, älteren Menschen im Haushalt. Da ging es keine 5 Minuten als ich bei der Person zuhause war und sie mir ihr Herz ausgeschüttet hat. Volles Vertrauen, obwohl sie mich nicht kennt. Sie hat sich geöffnet, geweint und wieder hab ich etwas gesagt, nichts gesagt, einfach da gesessen, ihr Raum gegeben und ihr zugehört. Jetzt helfe ich regelmässig und höre einfach zu während ich im Haushalt helfe. Bin da mit meiner Energie und erhalte jedes Mal ein grosses Dankeschön, das mich im Herzen erfüllt. Das hat etwas in Bewegung gesetzt, ich wurde sogar empfohlen und helfe jetzt mehreren Menschen beim Putzen und Einkaufen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich putze, da hat sich alles in mir gewehrt. Erstens weil ich selber absolut nicht gerne putze, obwohl ich es gerne sauber habe und zweitens weil ich mir eingeredet habe, dass es peinlich ist. Man könnte ja denken ich bin so unerfolgreich in meiner Selbständigkeit, dass ich putzen muss. Es war spannend, mit diesem Gedanken zog ich noch mehr solcher Jobs an und mein Körper fühlte sich so richtig ausgelaugt. Muskelkater, Rückenschmerzen, Anschiss. Bis ich wieder bei jemand anderem zuhause war und sie mir ebenfalls ihr Herz ausgeschüttet hat. Diesmal fühlte es sich an wie eine Therapiesitzung während ich den Abwasch machte. Sie hatte plötzlich wieder Zuversicht und lächelte mich an. 

 

Letztens sass ich mit einer dementen Frau am Tisch und sie stellte mir gefühlte 70 Male dieselben Fragen, doch ich antwortete geduldig mit immer den selben Antworten. Sie hat mir so viele Male gesagt: „Es ist schön hier gell.“ Immer wieder hat sie sich gefreut und ich konnte das Schöne in der absolut verständlich schwierigen Situation sehen. Sie sass so lange da und freute sich immer wieder. Manchmal vergass sie wer ich bin und manchmal wusste sie es wieder. Manchmal war ich eine andere Person und machmal war ich Fabienne. Doch so konnt ich wieder einfach da sein, zuhören und ihre Unsicherheit beruhigen, wenn sie Dinge nicht mehr wusste. 

 

Was für ein Dienst. Wie schön und einfach, auch wenn körperlich teils sehr anstrengend. Ein Dienst der jedes Mal Überwindung kostet, weil ich einfach keine Putzfee bin. Doch eine Sms zu erhalten mit dem Text: „Es ist so schön in eine saubere Wohnung heim zu kommen, Danke“, macht es wieder wett. 

 

Ein Dienst gegen den ich mich innerlich gewehrt habe. Ich habe versagt, ich will doch nur selbständig sein, ich will von meinem Herzensbusiness leben. Meine Berufung leben. 

 

Bis der Moment der Erkenntnis kam, (auf dem Klo wie immer hihi), genau das ist Berufung leben. Präsent sein mit meiner Energie. Ob ich etwas sage oder nicht sage, ob ich putze oder Fragen beantworte, ich bin da, in dem Moment, mit meinem Sein. Es musste mir so gezeigt werden, mit etwas gegen das ich mich gewehrt hatte. Es musste das Putzen sein, damit ich es verstehe. 

 

Fülle ist immer da, wir wollen sie nur manchmal nicht sehen. Danke Universum für diese wundervolle Erkenntnis. 

 

Fabienne 

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