Es treffen sich an einem kühlen Frühlingsabend ein paar Bekannte. Manche sind Freunde und verstehen sich gut, andere sind eher unbeliebt weil sie sich viel zu sehr in den Mittelpunkt drängen und wie so oft den anderen gewaltig auf den Sack gehen.
„Es ist viel zu kalt“, jammert der eine, „Schaut mal die wunderschöne Blumenwiese“, sagt die andere. „Was steht heute an?“, fragt Herr Neugierig. „Erfolg und Macht wollen wir diskutieren“, sagt Frau Guru.
„Wie stehst du zu deinem Erfolg liebe Frau Unsicherheit?“ „Ich hab es so satt, das sag ich dir. Mir geht dieser gewaltige Druck so auf meinen letzten Nerv. Da wage ich die mutigsten Schritte, öffne mich, teile mich und der Erfolg klopft an meine Tür, doch so bald ich die Türe öffne, haut er wieder ab. Erfolg ist nie lange da, möchte nicht bei mir bleiben, weil ich immer alles falsch mache. Ich bin zu vergesslich, verdrehe Dinge, kann mich nicht klar ausdrücken. Der Erfolg ist dann immer verwirrt und genervt und geht wieder. Dabei geb ich mir so Mühe und hab ich ihn schon so oft eingeladen.“ „Das kann ich verstehen, dass der genervt ist, ich finde dein stottern und nicht auf den Punkt kommen auch immer ultra nervig“, sagt Frau Selbstbewusst. „Wie bleibt denn Erfolg bei dir, Selbstbewusst?“ „Indem es mir egal ist ob er auftaucht oder nicht. Ich hab ihn eingeladen und geniesse seine Gesellschaft. Er hat immer spannendes zu erzählen. Jedoch geht es mir ohne ihn auch gut und ich bin nicht enttäuscht wenn er nicht kommt oder wieder geht. Es gibt so viele andere Dinge die ich geniessen kann, er muss mir nichts recht machen und ich ihm schon gar nicht.“ „Ich brauche ihn aber in meinem Leben damit ich mich nicht falsch fühle“, sagt Frau Unsicherheit. „Genau darum geht er wieder. Gebraucht zu werden ist echt mühsam, es ist wie ein klebender Rucksack, den man nicht mehr ausziehen kann, der einem runter zieht. Ich mag es frei und leicht, ich möchte gerade stehen und nicht herunter gezogen werden. Du brauchst ihn nicht, du kannst auch alleine glücklich sein.“
„Wie stehst du zu deinem Erfolg lieber Herr Wahrhaftig?“ „Ich sehe es ähnlich wie Frau Selbstbewusst, ich brauche ihn nicht aber bin sehr gerne in seiner Gesellschaft. Ich bin gut mit ihm befreundet, er ist wie ein Seelenbruder und ich weiss einfach dass er so oder so bei mir ist, auch wenn er grad mal abwesend ist oder keine Zeit hat.“ „Und du Herr Fake?“ „Ihr habt alle recht, Namasté meine Schwestern und Brüder, weise Worte wurden gesprochen, Licht und Liebe sei mit euch.“
Da klatscht Frau Bedingungslos. „Ach, ich liebe euch, ihr seid alle perfekt so wie ihr seid. Perfekt in der Vielfalt, so unterschiedlich und liebenswert.“ Da schreit Frau Kontrolle: „Nichts ist gut, mach doch mal die Augen auf, bist du blind? Herr Fake mit seinem Lichtgeschwafel redet sich die Welt schön und sieht die Schatten nicht, Frau Unsicherheit ist brutalös abhängig, wie eine Klette und meistert nichts und wieder nichts. Frau Selbstbewusst und Herr Wahrhaftig machen es am besten, da können sich alle eine Scheibe von abschneiden. Ich frage mich wieso Unsicherheit und Fake überhaupt hier sind. Nichtsnutze!“
„Es braucht uns alle liebe Kontrolle. Nur gemeinsam sind wir komplett. Versuch doch mal genau die Fehler im anderen zu lieben, einfach anzunehmen, sein zu lassen. Wir müssen nicht alle die selbe Meinung haben um befreundet zu sein. Wir müssen uns nicht überall einig sein und trotzdem sind wir als Team wertvoll.“ Da unterstützt Herr Wahrhaftig Frau Bedingungslos mit den Worten: „Ja, jeder von uns verdient es gesehen und geliebt zu werden, dieser Konkurrenzkampf muss aufhören. Nur wenn wir in unsere Mitte kommen wird auch der Erfolg wahrhaftig bei uns bleiben, aus eigenem Willen und nicht aus dem Müssen Sollen, wie du sagst Frau Kontrolle.“
„Ich schlage vor, dass wir von einander lernen anstatt uns zu streiten. Dass wir einander annehmen anstatt zu duellieren. Jetzt kommt jeder zu Wort und sagt was ihn einzigartig macht und was das Geschenk für uns alle ist.“
„Ich entdecke wahre Wunder und lasse andere sehen, was sie vielleicht verpassen. Ich mach das Leben zum Abenteuer“, sagt Herr Neugierig. „Ich helfe Ordnung zu schaffen, zu verstehen, Klarheit zu bringen“, sagt Frau Guru. „Ich helfe anderen zu heilen weil ich mit meinem Sein andere nerve. Ich helfe anderen genauer hinzuschauen um sich selbst zu sein“, sagt Frau Unsicherheit. „Ich helfe Frau Unsicherheit zu wachsen weil sie meine kleine Schwester ist“, sagt Frau Selbstbewusst. „Ich blicke all meinen Freunden in die Augen, lade sie zum Essen ein und höre mir immer an was jeder zu sagen hat“, sagt Herr Wahrhaftig. „Ich zeige euch wo ihr euch noch nicht liebt und lebt, ich bin eine gute Lehrerin“, sagt Frau Kontrolle.
„Danke ihr Lieben, was für ein Geschenk. Und jetzt geniessen wir die Runde mit Abenteuer, Ordnung, Klarheit, Heilung und Präsenz. Wir geniessen den Moment wie er ist, geniessen die Geschenke die jeder von uns mitgebracht hat. Danke, dass sich jeder an diesem Gespräch beteiligt und sich geöffnet hat. Sich Verletzlich zu zeigen ist der wahre Schlüssel sich ganz selbst zu werden. Lass uns umarmen“, spricht Frau Bedingungslos.
Und so umarmten sich die Bekannten und Freunde und akzeptierten sich für einen Moment, einfach so ohne zu kämpfen und streiten. Wenn die eine den anderen wieder einmal nervte, erinnerten sie sich an die Worte von Frau Bedingungslos und wussten, dass genau darin das Geschenk liegt.
Und wenn sie nicht gestorben sind so sind sie noch heute, bedingungslos.
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© Eine Kurzgeschichte von Fabienne Hofmann über unsere inneren Anteile
Bild mein Lieblingsbaum, ich nannte ihn/sie Olafúr. Er zeigt so schön die Verschmelzung, das Eins werden.
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