Ich möchte euch eine Geschichte erzählen aus der ich ein grosses Geschenk mitnahm. Vor ein paar Jahren bekam ich die Chance in einem jungen Team in einem für mich ganz neuen Bereich zu arbeiten. Da so ziemlich alles für mich Neuland war, bemühte ich mich natürlich zu überzeugen, schnell zu lernen und die Wünsche meines Arbeitgebers zu erfüllen.
Schon am ersten Tag hiess es: „Geht es dir gut? Du siehst so traurig aus.“ Worauf ich mir noch mehr Mühe gab mehr zu lächeln und motivierter auszusehen. Ich begrüsste alle mit einem Lächeln, erinnerte mich immer wieder daran zu lächeln, weil ich schon aus meiner Kindheit wusste, dass ich im entspannten, einfach sein Moment, melancholisch oder sogar ernst aussah. Meine Mundwinkel gehen im Normalzustand minim nach unten, ist halt so, bin so geboren. Damit ich das nicht jedes Mal jedem der mich nicht kennt erklären musste, hatte ich mich entschlossen mehr darauf zu achten und öfters zu lächeln. Jetzt könnt ihr euch sicher schon denken worauf ich hinaus möchte. Ich machte mir tagtäglich den Druck freundlich auszusehen, mit der unbewussten Angst dahinter, falsch verstanden, falsch gesehen zu werden.
So kam es, dass mein Chef nach erneutem fragen ob mir die Arbeit denn gar kein Spass mache, mich nach draussen rief und mich laut anschrie. Er schrie mir Worte zu, die bei mir erst später ankamen, da ich in einer Art Schockstarre war. Was er mir mitteilte war, dass er mein zehn Regentage Gesicht nicht mehr ertragen kann, dass ich aufhören soll auf der Toilette zu weinen und dass meine negative Energie das ganze Team runter ziehen würde. Dass nichts davon wahr war muss ich euch nicht erzählen. Ich verstand in diesem Moment die Welt nicht mehr. Ich hatte mir so unendlich viel Mühe gegeben zu lächeln, alles richtig zu machen und ins Team zu passen und mein Chef teilt mir schreiend mit, dass ich im stillen Kämmerchen weine und eine grosse Last bin. Ich hab darauf hin weinend meine Sachen gepackt, gekündigt und mich nie mehr blicken lassen.
Das Geschenk darin sah ich dann erst später und ich kann sagen, dass es bis Dato nie mehr vorgekommen ist, dass mir jemand unterstellt hat, ich sehe traurig oder unmotiviert aus. Meine Mundwinkel sind nicht plötzlich nach oben gewachsen, aber mein Selbstwert der schon.
Das Geschenk in dieser schmerzhaften Erfahrung war zu erkennen, dass meine Handlungen aus der Absicht zu genügen und gut genug zu sein nur scheitern konnten. Ein Lächeln, das erzwungen wird aus der Absicht geliebt zu werden, kann nur als das verstanden werden was es ist, nicht echt. Das natürliche Resonanzgesetz hat mir geholfen und mir das gespiegelt, was ich für meinen persönlichen Wachstum brauchte. Ich habe mich mit grossem Druck in eine Rolle gezwungen, die genau das Gegenteil bewirkt hat, was ich erreichen wollte. Rollen können eine Weile funktionieren, vor allem wenn man sie schon lange spielt, doch irgendwann wird alles durchschaut, was nicht echt ist.
Mit dieser Geschichte möchte ich dir sagen, sei einfach du selbst, du musst absolut nichts beweisen, niemandem, denn die Menschen, die deine Essenz sehen, dich als das wahrnehmen, was du wirklich bist, die sehen DICH. Die sehen deine Mundwinkel gar nicht, sondern das Leuchten in deinen Augen. Lächle, wenn dir ist nach lächeln und nicht um irgend einem Bild gerecht zu werden. Wenn du dich wie ich damals unsicher fühlst, Angst hast nicht gut genug zu sein, so hilft es dich einfach mal öfters in den Arm zu nehmen und „Ich sehe mich“ zu sagen.
Wenn jemand entgegen deiner Erwartung reagiert und dich das triggert, ist das ein wunderbares Geschenk. Ein Spiegel, der dir zeigt, was du dir selber noch mehr schenken darfst.
Ein paar Beispiele. Du hast jemandem liebe Worte geschrieben, hast dir Zeit genommen, Mühe gegeben und es kommt weder ein Danke, noch Wertschätzung zurück. Das tut dir weh, ärgert dich, wie undankbar. Sei dir selber dankbar. „Danke für mich, danke, dass ich mir so viel Zeit genommen habe liebevolle Worte zu schreiben.“ Oder du hast dich vor jemandem geöffnet, dich verletzlich gezeigt, bist unendlich stolz darauf diesen Schritt gewagt zu haben und dein Gegenüber geht überhaupt nicht darauf ein, sieht deine Mühe nicht. Auch da darfst du dich wieder selbst in den Arm nehmen und dir sagen: „Danke, dass ich so mutig war.“
Dieser liebevolle Umgang mit mir selber hat Wunder bewirkt. Anstatt mich zu schämen, dass ich mich für nichts und wieder nichts geöffnet habe, anstatt zu rebellieren, weil mich mein Gegenüber nicht sieht, nehme ich mich in den Arm oder klopfe mir auf die Schulter. Immer und immer wieder.
Und plötzlich erhalte ich Wertschätzung und werde gesehen. Plötzlich werde ich nicht mehr falsch verstanden. Plötzlich sehen mich die Menschen für das was ich wirklich bin. Wundervoll und liebenswert, einfach so ohne zu müssen und sollen. Einfach so, für mein natürliches Sein.
Fabienne
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