Gurten, der Heimberg


Ich habe mich gewagt und bin nach dreieinhalb Jahren zu meiner Unfallstelle gewandert. Das Ziel war es mit einem kleinen Ritual das ganze hinter mir zu lassen. Loszulassen, mich zu bedanken für all die Geschenke, die mein Unfall mitgebracht hat.

Eigentlich wollte ich dies schon lange tun, jedoch war die Zeit wohl noch nicht die richtige und ich wusste, dass der Besuch dieses Ortes viele Erinnerungen hervorrufen würde.

So machte ich mich mit einer Freundin auf den Weg, ganz nervös und unsicher, ob ich die Stelle so ganz ohne Schnee noch finden würde.

Als ich die Stelle fand, immer noch unsicher war, setzten wir uns nieder und meditierten. Ich spürte während der Medi einen starken Zug nach hinten und wusste, dass wir auf dem richtigen Hügel, aber nicht an der richtigen Stelle sind. So lief ich alleine den Berg etwas weiter hoch und siehe da, ich habe richtig gespürt. Je näher ich der damaligen Schanze kam, desto mehr vibrierte mein Körper. Mir wurde richtig übel und mein Herz schlug bis in meinen Kopf. So setzte ich mich auf eine Wölbung und wusste, dies ist die Schanze. Ich wusste nicht genau was ich jetzt tun soll. Ich wollte so viel. Ich wollte ein Ritual, vielleicht singen, oder etwas vergraben. Etwas symbolisches tun, um loszulassen. Es schien so als wollte ich zuviel. So setzte ich mich einfach hin und machte ein Video. Als ich am erzählen bin, kommen mir die Tränen und im selben Moment fliegt ein orange farbener Schmetterling vorbei. Auch die Sonne scheint mir im richtigen Moment übers Gesicht und ganz ganz viel Heilung durfte geschehen.

Als wir dann noch lange da sassen, tolle Gespräche führten, ich immer wieder mit meinen Händen den Berg streichelte, wollte ich hüpfen. Weil damals nach dem Ereignis teilten mir Fachpersonen mit, dass ich wohl nie mehr hüpfen kann. Meine Freundin, die beim Unfall dabei war, mich mit Leib und Seele beschützt hat, träumte dann Tage nach dem Ereignis, wie ich fröhlich und leicht über eine Wiese hüpfe. Dieser Traum war meine Motivation, so lange. In Australien getraute ich mich dann das erste Mal nach Monaten zu hüpfen. Gegen jede Aussage, dass dies nicht möglich sei, wegen dem Schlag in meine Wirbelsäule, hüpfte ich umher und nichts geschah. Ich war weder gelähmt, noch hatte ich mehr Schmerzen. An diesem Tag beschloss ich zu hüpfen, zu rennen, zu springen, wann immer ich will.

So hatte ich den Impuls genau da an dieser Stelle, die mein Leben verändert hat, zu hüpfen.

Glücklicherweise hat dies meine Freundin gefilmt und das teile ich mit euch.

Ja der liebe Heimberg, ich hab ihn damals ausgesucht und dies aus einem guten Grund. Zwar fiel ich tief, doch ich stand auf und stieg hoch, hoch hinaus und immer höher. Ich lernte auf diesem Weg mich selbst besser kennen, wer ich wirklich bin, ich lernte wundervolle Menschen, Gleichgesinnte kennen. Ich fand mein wahres Potential, meine Berufung. Aber vor allem fand ich die Dankbarkeit.

 

Die Dankbarkeit für mein Leben, für meinen tollen Körper, für meine Beschützer, meine Familie, Freunde und Kollegen, für das Miteinander, für das Mensch auf Erden zu sein.

Es ist nämlich so ein unbeschreibliches Geschenk, am leben sein zu dürfen.

So atme mit mir tief ein und sage: „Danke, danke für dieses wunderbare Leben, das ich mit seinen Höhen und Tiefen leben darf.

Danke für mein Leben“ und dann atme tief aus.


Alles Liebe, Fabienne

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